Herr Krüger hat durch seine
mannigfaltigen Erfahrungen mit pubertierenden Teenagern eine eigene Theorie
entwickelt, wie das Gehirn in unterschiedlichen Phasen der Adoleszenz arbeitet:
Demnach funktioniert das kindliche Gehirn relativ normal und die einzelnen
Hirnzentren kooperieren miteinander. Folglich ist das Kind in der Grundschule
fast durchweg gierig – neugierig und wissbegierig.
Kommt dann aber die Pubertät und
es geschehen Prozesse im Hirn, die man kaum in Worte fassen kann und sich besser
in Bildern vorstellt. Das Teenagergehirn ist gekennzeichnet von einem Rückgang
der Leistungsintensität der einzelnen Steuerungszentren. Diese nehmen daher vom
Volumen her ab und bieten so Raum für die unzähligen ‚Kabelverbindungen‘, die
die einzelnen Hirnareale miteinander verknüpfen. Bei Teenagern nun rutschen die
Stecker aus ihrem ursprünglichen Steckplatz heraus und schlingern eine Weile
ungesteuert im Hirn hin und her wie ein Gartenschlauch, dessen Ende nicht
fixiert ist, so dass er sein Wasser in alle Richtungen unkontrolliert verteilt.
Die losen Kabelenden, die nun nicht länger einer geordneten Funktionsweise
dienen, geraten demzufolge immer wieder mit ihren losen Enden an Schaltstellen,
an denen sie normalerweise nichts zu suchen haben. Kurzschlüsse und Fehlreaktionen
sind die Folge. Sie kennzeichnen das typische Verhalten unserer Teenager.
Gerät beispielsweise das lose
Kabelende, das ursprünglich im Antriebsfeld verankert ist, ins Riechzentrum,
ist dies bei einem Teenager daran zu erkennen, dass dieser seine Bewegungsaktivitäten
auf das absolute Mindestmaß beschränkt, so dass auch Tätigkeiten wie die
regelmäßige Körperpflege häufig ausbleiben. Parallel entsteht im Riechzentrum ein
Kurzschluss, der eine Selbstwahrnehmung ausschließt. Die Folge: fettige Haare,
nicht getauschte, müffelnde T-Shirts, vergessene Deos usw.
Ähnliche Reaktionen zeigen sich,
wenn das Sprachzentrum seinen Steckplatz freigibt und das freigewordene Kabel
ungesteuert und durch Zufall an das Sehzentrum andockt. Was geschieht? Die
Kommunikation bleibt auf der Strecke und der Teenager kann für geraume Zeit nur
noch Halbsätze formulieren – wenn überhaupt. Vorbeifliegende Kabel, die nur
Bruchteile von Sekunden die Buchse des Sprachzentrums streifen, führen dabei zu
Grunz-, Brunft- und Kreischgeräuschen, die den täglichen Lärmpegel in Schulen
auf Werte von bis zu 140 dB ansteigen lassen. Im Gegenzug zum abgekoppelten
Sprachzentrum verändert das jetzt verschaltete Sehzentrum seine Funktionen.
Dieses steuert die Augen fortan so, dass diese vornehmlich sensationsorientierte
Reize wahrnehmen und auf anders- oder auch gleichgeschlechtliche
Verhaltensweisen fokussiert sind, während funktionale, auf Wissenszuwachs
ausgerichtete Beobachtungen in weiten Teilen nicht vorgesehen sind. Mitunter
gibt es Ausnahmen unter den Halbwüchsigen, die durch eine grundsätzliche, optische
Wahrnehmungsarmut auffallen. Bei diesen Exemplaren herrscht ein kaum bewegtes
Starren durch die vermeintliche Leere der Umgebung vor.
Eine interessante Beobachtung hat
Herr Krüger bei der Steckverbindung in der Körpergefühlsphäre von Mädchen
gemacht. Diese löst sich im Vergleich zu anderen nicht besonders leicht,
sondern sogar extrem schwer oder auch gar nicht aus ihrer Verankerung. Rein
äußerlich macht sich das durch Gefühlsausbrüche bemerkbar, die die Mädchen nur
selten zurückhalten können. Häufig verstärken sie diese noch so durch ihr schauspielerisches
Talent, dass dies nicht selten nach sogenannten ‚Tröstermädchen‘ verlangt, die
sich in der Stärke von etwa einem halben Dutzend als moderne Ausprägung der
früheren Klageweiber präsentieren. Die gesamte Teenie-Truppe versäumt dadurch in
der Regel eine Schulstunde am Tag.
Zum Zeitpunkt, zu dem die losen
Kabel wieder festere Verbindungen eingehen, forscht Herr Krüger noch. Derzeit
prüft er aber bereits die Optionen, seine Studien in einem medizinischen Fachblatt
zu veröffentlichen ...
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