In der Ferienzeit ist am ehesten
auch mal Zeit, aufzuräumen. Das ist bei Lehrern, auf jeden Fall aber bei Herrn
Krüger auch wirklich nötig, denn im Laufe der Jahre sammelt sich so einiges an.
Wobei, es
sammelt nicht, Herr Krüger sammelt selbst. Er sammelt Arbeitsblätter und
Hausaufgaben, Müll vom Boden auf, Pfandflaschen von Fensterbrettern,
Unterschriften ... ja, Herr Krüger sammelt wirklich viel, natürlich auch
Unterrichtsmaterial.
Er sammelt, weil er regelmäßig
auf der Suche nach guten Unterrichtsmaterialien ist. Nicht aus einer Neigung zum
Messi-Dasein, sondern aus der Motivation heraus, seinen Schülern immer wieder Neueres
oder Besseres anzubieten. Schließlich lebt der Unterricht zu einem großen Teil
vom Medieneinsatz. Was macht also Herr Krüger, er unternimmt Streifzüge durch
Schulbuchverlage, belegt in den Ferien einen Surf-Kurs, um auf den richtigen
Seiten im Internet zu landen und dort Material zu laden oder zu bestellen und geht
mit einem Trolley auf die Bildungsmesse, um dort bestmöglich allerlei
Brauchbares einzusacken.
Jede Trophäe ist ein kleiner
Triumpf für Herrn Krüger – für den Augenblick. Zu Hause freut er sich zunächst
noch über seine Beutestücke. Doch dann folgt unweigerlich das große Problem der
Aufbewahrung. Schon jetzt platzt das Arbeitszimmer von Herrn Krüger aus allen
Nähten. Gut, dass er es wenigstens wieder von der Steuer absetzen kann. Das war
schon echt `ne Frechheit vom Finanzamt, das abzuerkennen. Aber Steuer hin,
Steuer her, das ändert nichts an Herrn Krügers Problem, das neue Material
unterzubringen.
Zum Glück ist er nicht
Grundschullehrer. Die müssen es noch schwerer haben mit der ganzen
Materialfülle. Als Herr Krüger kürzlich mal wieder an einer Grundschule war,
fiel ihm auf, dass viele Lehrerinnen dort wirklich mit kleinen fahrbaren
Koffern durch die Gänge liefen. Wenn sich das so weiter entwickelt (früher gab
es nicht mal Koffer auf Rädern), werden demnächst kleine Elektroautos in den
Schulen eingeführt, erst in den Grundschulen, dann - einige Zeit später - bestimmt
auch in den Oberschulen. Immer mehr Showbühne, immer mehr Praxisnähe, immer
mehr Material?
Diese kleinen Elektroautos müsste
man noch so entwickeln, dass man niemandem über die Füße fährt, besonders in
den Grundschulen, aber das ginge bestimmt. Herr Krüger stellt sich gerade vor,
wie diese kleinen orangen Schlepper durch die Gänge fahren, die man von großen
Bahnhöfen oder Flughäfen kennt, merkt aber schnell, dass die zu klobig sind. Da
muss was anderes her, eher so die Golfplatz-Variante, allerdings müssten diese
Fahrzeuge statt der Sitzplätze kleine Pritschen haben sowie eine Seite mit
kleinen Schubladen, in denen all die Scheren, Klebestifte, Papiere, Bausteine,
Modelle, Pappen, Werkzeuge, Malfarben, Textmarker, Bälle, Pinn-Nadeln, Ordner usw.
aufbewahrt wären. Das einzige Problem, dass Herr Krüger sieht, ist aber auch
hier das Platzproblem, dieses Mal aber natürlich nicht bei ihm zu Hause,
sondern an seiner Schule. Bei den derzeit ungefähr einhundert Lehrern an seiner
Schule bräuchte man ja ebenso viele Stellplätze, Ladezonen usw. Womöglich – aber
das müsste man testen – müssten auch auf dem Schulgelände Verkehrsschilder
aufgestellt werden. Vielleicht bräuchte man sogar eine Straßenverkehrsordnung.
Außerdem kommt Herrn Krüger der
Gedanke, dass ein Schulleiter natürlich ein gesondertes Fahrzeug besitzen
müsste, vielleicht sogar überhaupt alle Lehrer mit Leitungspositionen und die
Sekretärin unter Umständen auch. Ob die dann auch anders aussähen? Die Ferraris
unter den Schulautos wahrscheinlich. Für alle anderen müsste auch das Problem
gelöst werden, dass alle Elektroautos gleich aussehen. Nicht vorzustellen, was
passieren würde, wenn Herr Rotter, der Physiklehrer, sich aus Versehen in der
Schulalltagshektik das falsche Auto schnappt und dann mit den Materialien der
Kunstlehrerin in den Klassenraum fährt. Ach so, natürlich müssten die
Klassenraumtüren vergrößert und Stellplätze für die kleinen Lehrerautos
vorgesehen sein.
Wenn es ganz gut läuft mit den
Elektroautos, könnte man vielleicht sogar auch erste Fahrstunden als AG für
Schüler anbieten, die sie sich dann später auf ihren Führerschein anrechnen
lassen könnten. Verkehrskindergärten wären damit weitgehend überflüssig, weil
man dann ja sozusagen Lernräume gebündelt hätte – und all das umweltfreundlich
und abgasfrei, könnte man direkt im Physikunterricht thematisieren und so
fachübergreifend arbeiten.
Für den Augenblick löst das
allerdings leider nicht Herrn Krügers Platzproblem daheim. Schade. Er wird sich
wohl doch regelmäßigere Aufräumorgien einplanen und sich womöglich doch von
einigen Dingen trennen müssen. Vermutlich braucht er das Material kurze Zeit,
nachdem er es weggeworfen hat.
Aber – Elektroautos an der Schule
... tolle Idee!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen