Montag, 23. Februar 2015

Detektei Schule


„Herr Krüger?“ „Ja, Frau Schwarz, was gibt’s?“ „Ich muss Sie mal sprechen.“ Worum geht’s denn?“ Herr Krüger ist gespannt, da Frau Schwarz Mitglied der Schulleitung ist und wenn die Schulleitung ein Anliegen hat, dann muss es schon etwas Wichtiges sein.

Herr Krüger folgt Frau Schwarz also in ihr Büro und wundert sich beim Betreten des Raumes etwas, denn an der Tür steht ein Schild ‚Bitte nicht stören! Laufende Ermittlungen!‘ Was ist denn da passiert? Herr Krüger nimmt gespannt Platz. „Leider gab es einen Diebstahl, dessen Täter aus Ihrer Klasse kommt!“ „Na toll ... weiß man mehr darüber?“ Frau Schwarz zieht eine Akte aus ihrem Schrank und öffnet sie. Bisher liegt nicht viel darin, aber Frau Schwarz umreißt kurz den Tathergang. „Es wäre schön, Herr Krüger, wenn Sie bitte gemeinsam mit den Klassenlehrern der übrigen Klassen, deren Schüler beteiligt waren, zusammen die Ermittlungen aufnehmen würden. Der Tatort ist zu besichtigen, die Zeugen zu befragen und der Tathergang zu kombinieren.“ „Alles klar, ich kümmere mich darum, Frau Schwarz. Wissen Sie, ob der Ermittlungsraum schon komplett eingerichtet ist nach dem Umzug?“ „Ja, ist alles erledigt.“ Sie drückt ihm Schlüssel und Akte in die Hand. Herr Krüger seufzt einmal tief und macht sich auf den Weg zu Raum 007. 
Der Raum ist renoviert und ganz neu eingerichtet worden. Die Zahl der Ermittlungsfälle hat zugenommen, so dass der Schulleiter diesen Raum neu installiert hat. Dieses frisch gestrichene Büro steht also fortan für solche Ermittlungsfälle zur Verfügung. Es ist so gut ausgestattet, dass manch Lehrer gerne dort zu tun haben wird, selbst wenn er es im Moment noch nicht weiß. Der Raum wurde noch nie aktiv benutzt. Doch heute. Herr Krüger dreht den Schlüssel im Schloss herum und bleibt erst einmal interessiert stehen.


Nicht schlecht, denkt er so bei sich. Die Schulleitung hat sich echt Mühe gegeben. Na ja, nicht ohne Grund, schließlich gibt es seit einigen Jahren immer mehr solcher Fälle, die einer präzisen Aufklärung bedürfen. Der Raum verfügt über drei Schreibtische, von denen zwei am Fenster und einer an der linken Wand über Eck steht. Zwei Aktenschränke bieten genügend Raum für Papierkram und Beweisstückaufbewahrung. Gleich rechts neben der Tür gibt es einen weiteren Tisch, der für Untersuchungen aller Art genügend Platz und auch Werkzeug bietet: Zwei Lupen, Stempelkissen für die Fingerabdrücke, ein kleiner Satz Chemikalien für die einfacheren Untersuchungen und ein dickes Nachschlagewerk ‚200 Standard-Fälle an Oberschulen‘. Auf der linken Seite direkt neben der Tür steht eine kleine Garderobe, an der sogar ein karierter Mantel hängt – soll wohl ein Motivationsaccessoire sein für Kollegen, denen die Erstmotivation fehlt. Herr Krüger scheint seit der Einrichtung des Raumes der erste zu sein, der ihn nutzt und kann es nicht lassen, Sherlocks Mantel einmal überzuziehen. Ist ja doch schon ein aufregendes Gefühl, wenn man den Mantel so trägt ...
Mehrere Watsons finden sich ein, Frau Schwarz hat anscheinend auch die anderen Klassenlehrer erreicht und so finden sich Frau Bachmann, Frau Kracht und Frau Walberg ein. „Na dann, meine Damen und Herren Watson“, beginnt Herr Krüger, „wollen wir mal. Welche Informationen können Sie denn zur Klärung des Falles beitragen? Ich weiß bisher, dass Marco aus meiner Klasse 30 € gestohlen haben soll, die in einer Geldbörse gewesen sein sollen. Aus Ihren Klassen gab es zum Teil Zeugen bzw. das Opfer. Haben Sie von einem der Beteiligten nähere Informationen?“ Frau Kracht, aus deren Klasse der Schüler kommt, der sein Portemonnaie verloren hat berichtet kurz über ihre Rechercheergebnisse: „Marco hat sich das Geld einfach aus dem Portemonnaie genommen, obwohl ein Schülerausweis darin war, wie zwei Zeugen gesehen haben.“ „Dominik war wohl auch beteiligt, er ist ja aus meiner Klasse und war gestern offenbar mit Marco auf Beutezug. Aber ob er auch was mit dem Diebstahl zu tun hat oder nur mit dabei war, also Mittäter war, kann ich bisher noch nicht sagen.“ „Gut, dann sollten wir vielleicht erstmal die Beweisaufnahme antreten und uns den Tatort ansehen.“ Frau Walberg schnappt sich den eigens für die SpuSi angeschafften Koffer mit Fotoapparat, Flatterband und vier weißen Overalls, die sich die Kollegen überziehen. Was ist das denn? ‚SEK-SpuSi‘ steht auf der Rückenseite der Overalls und in ganz kleinen Buchstaben darunter ‚Sekundarstufe – Spurensicherung‘. Lustige Idee, stellen die vier fest, als sie zum Tatort, der nahegelegenen Bushaltestelle, laufen. Dort läuft das übliche Procedere ab, Flatterband, Fotos, Detailuntersuchungen, Sichern von potentiellen Beweisstücken. Als die vier den Tatort wieder freigeben und das Schultor durchschreiten, gucken sich einige Schüler nach ihnen um. Klar, in den weißen Overalls fällt man auf. Die vier Kollegen amüsieren sich natürlich über die Blicke der Schüler, die sicherlich daher so besonders erstaunt gucken, weil die Anzüge noch ganz neu sind.

Zurück im Ermittlungsraum lädt Herr Krüger die Bilder auf den PC, während Frau Kracht mit den anderen beiden Watsons den Bericht zu schreiben beginnt. „Wir können heute aber nur den Fall eröffnen, die Zeugenaussagen brauchen bestimmt `ne Woche“, meldet Frau Walberg mitten beim Schreiben. „Das denke ich auch“, antwortet Herr Krüger. „Ich denke, wir können auch dann erst das Strafmaß verhängen, wenn alle Zeugen verhört wurden.“

Nach zwei Stunden verlassen die vier das Ermittlungsbüro und unterhalten sich auf dem Weg ins Lehrerzimmer über den ersten Einsatz auf Sherlocks Spuren. „Also, Herr Schmidt hat sich echt viel Mühe gegeben bei der Ausstattung des Ermittlungsraumes, dann macht’s auch echt mehr Spaß. Trotzdem: Eigentlich wurden wir doch als Lehrer eingestellt ...

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