Dienstag, 27. August 2013

Arrogans

Herr Krüger hat mal wieder Ethik. Er unterrichtet klassenübergreifend Schülerinnen und Schüler aus mehreren Klassen. Die Jugendlichen aus seiner eigenen, inzwischen 10. Klasse kennt er ganz gut - viel zu gut, merkt er doch tagtäglich, dass ihr größtes Anliegen des Schulbesuchs das Dauerreden zu sein scheint - thematisch daran orientiert, möglichst alles zu tun, was grundsätzlich dem widerspricht, was verlangt wird bzw. Regel des Schullebens ist.
Anweisungen, still zu arbeiten, werden grundsätzlich überhört, zumal sie praktisch gar nicht umsetzbar sind. Schließlich ist der 'Schüler 2013' einer, der alles erst einmal hinterfragt, diskutiert und niemals unmittelbar hinnimmt. Obwohl Herr Krüger immer wieder ermahnt, in einer Stillarbeitsphase die Lippen geschlossen zu halten, scheint es nicht deutlich genug zu sein. Die Schülerinnen und Schüler wollen Herrn Krüger offensichtlich nicht verstehen. Hinweise, dass leises Flüstern dazu beitrage, dass alle besser arbeiten können und weitaus weniger gestresst nach Hause kämen, gehen komplett ins Leere.

In dieser Ethikstunde nun geschah Folgendes: Herr Krüger ging von Gruppe zu Gruppe mit dem hoch gesteckten Ziel, die Schülerinnen und Schüler beraten zu wollen. Aus diesem Grunde bat er in diesem Falle Marisa - mehrfach - während des Lehrer-Schüler-Gesprächs zu flüstern. Als echte Arrogans streckte sie aber nach ein zwei gescheiterten Versuchen ihre Nase in die Höhe und erklärte Herrn Krüger erst einmal, dass er Unmögliches verlange. Schließlich dürfe er das gar nicht. Herr Krüger war sprachlos und sah keine andere Möglichkeit, als die Gans gans in Ruhe im Stall zu lassen und nicht weiter Feder aufzuwirbeln, Marisa hätte es eh nicht verstanden. 

Als er nach dieser Stunde ins Lehrerzimmer ging und sich vorstellte, wie Marisa so später in die Ausbildung gehen und ähnlich ihrem Vorgesetzten gegenüber argumentieren würde, wurde ihm schwindlich ... 

Und die betroffene Gans selbst? Nun, Marisa fühlt sich natürlich voll im Recht. So ist das in gehobenen Wohnbezirken. Da hält man sich nicht an die Regeln; da fordert man; da zeigt man auf den 'Arro(w)' über dem Gänsestall!

Montag, 5. August 2013

Unerhört

Herr Krüger betritt die Klasse am ersten Tag nach den Schulferien, begrüßt seine Schüler, fragt nach den Ferienerlebnissen und kommt irgendwann auch zu den organisatorischen Dingen, die der Beginn eines neuen Schuljahres mit sich bringt. Herr Krüger hofft, dass die inzwischen zehnte Klasse in den Ferien einen Entwicklungsschub erlebt hat, waren doch VOR den Ferien zahlreiche Schülerinnen und Schüler dieser Klasse verquatscht, verspielt, unkonzentriert und noch alles andere als in der Reife anderer Klassen aus dem 10. Jahrgang. 

Nun also beginnt Herr Krüger mit seinen Ansagen, der schulinterne Umzug in einen anderen Klassenraum stehe bevor, Ämter müssten neu verteilt werden und auch der neue Stundenplan sei noch nicht bekannt. 
Eben dieses teilt Herr Krüger - er steht aufgerichtet vor der Klasse - mit: "Zum Thema Stundenplan kann ich euch gar nichts sagen. Ihr wisst ja, dass Frau Schmücker nur noch wenige Tage vor dem Ruhestand steht und nur noch diese Woche hier sein wird. Insofern kann ich euch zwar andeuten, dass wahrscheinlich Frau Krause-Marx den Mathematikunterricht übernehmen wird, aber da es noch keinen konkreten Plan gibt, kann ich euch zum Stundenplan wirklich keine verbindlichen Aussagen machen. 
Eifrig meldet sich Nadine: "Hä (natürlich besteht weiterhin das 'Hä-Phänomen'), aber haben wir denn dann wirklich jeden Tag nur sieben Stunden?" Herr Krüger ist fassungslos und murmelt nur: "Nicht schon am ersten Schultag ..."