Herr Krüger kann und will es
eigentlich gar nicht wahrhaben, dass für ihn mit diesem Schuljahr wieder einmal
ein neuer Schulabschnitt beginnt. Er kennt das schon und ihm schwant selten
Gutes, wenn er sich dem 8. Jahrgang nähert, weil er diese Erfahrung bereits ein
paar Mal machen musste. Welche Erfahrung? Die Pubertät natürlich!
Sie zeigt sich zwar zum Glück in
zahlreichen Ausprägungen, die man dann irgendwann schon kennt, bringt aber auch
immer wieder neue Konstellationen und ethologische Ausprägungen hervor, die Herrn
Krüger und seine Kollegin Frau Kracht dann doch immer wieder in die
Fassungslosigkeit führen.
In diesem Jahr erreicht das
Zickentum einen neuen Höhepunkt. Obwohl die Klasse von Frau Kracht und Herrn Krüger
lediglich neun Mädchen hat und von vier von ihnen solche Mädchen sind, die man
sich als Lehrer wünscht (fleißig, interessiert, regelkonform und mit einer
wunderbar sauberen Handschrift), schaffen es die anderen fünf Girlies, einen
dermaßen überdimensionalen Zickenterror zu erzeugen, dass sie kurz vor
schulischen Maßnahmen stehen. Warum das Ganze? Nur wegen der Zimmeraufteilung
für die bevorstehende Klassenfahrt.
Selbstverständlich glauben die
Megazicken, dass sie mit vorlautem Mundwerk und lautstarken Protesten ihr Ziel
erreichen, haben aber dabei dummerweise die Argumentation vergessen. Und so
folgen weder Frau Kracht noch Herr Krüger ihren Forderungen.
Als es sich dann durch andere,
unvorhersehbare Umstände ergibt, dass die vier Mega-Zicken doch noch in einem
Zimmer landen, danken Sie es ihren beiden Lehrern mit weiteren Zickereien,
Aufmüpfigkeiten, regelmäßigen Vorwürfen, warum sie Dinge so und nicht anders
entscheiden, Respektlosigkeiten, Dauergestöhne, sobald sie aufräumen,
saubermachen oder Aufgaben übernehmen sollen und und und.
In diesem Zusammenhang stellt
sich heraus, dass mit beginnender Nacht- und Zimmerruhe, die Herr Krüger und
Frau Kracht auf 22 Uhr festgesetzt haben, ein reger Wildwechsel zwischen den
Jungs- und Mädchenzimmern einstellt. Die beiden Kollegen hatten gehofft, dass
mit einem Rundgang durch alle Zimmer zur Nachtruhe und einer entsprechenden
Ansage alles geklärt sei. Weit gefehlt. Die Ansage, der Gute-Nacht-Gruß und das
Schließen der Tür von außen scheint für die pubertäts(un)gesteuerten Jungs und
Mädels der Startschuss für einen regen Wildwechsel zu sein. Da die
Räumlichkeiten so liegen, dass das Zickenterror-Zimmer und das der willigen
Jungs an den jeweils entgegengesetzten Enden des Ganges liegen. Wie sich das
für einen anständigen Wildwechsel gehört, gehen die beiden Klassenlehrer
auf die Pirsch, wenn auch zunächst nur akustisch hinter verschlossener Tür,
nehmen aber deutliches Fußgetrappel wahr, das
die Anziehungskraft des jeweils andersgeschlechtlichen Chaotenzimmers belegt. Zwischen
15 und 30 Mal müssen Herr Krüger und Frau Kracht deshalb ‚vor die Tür‘, um die
Kids zur Rede zu stellen. Das Ausredenangebot ist mannigfaltig, allerdings
gleichermaßen einfältig:
·
Marlon: „Ich muss Marie noch das Duschgel
zurückgeben!?“
·
Melina: „André wollte mir vorhin noch was ganz
wichtiges sagen.“
·
Nathalie: „Marcel hat noch meine Haarklemme, die
brauche ich dringend ...“ usw.
Nachdem die Versuche der Jungs,
sich in den Mädchenzimmern zu verstecken, kläglich gescheitert sind, weil die
Kids den Scharfsinn von Sherlock Krüger unterschätzt haben, der mit scharfem
Blick hinter die Betten geguckt, das Wackeln der Schranktür bemerkt und das
Klappern der Duschtür gehört und die falschen Socken (siehe Bild) erspäht hat, sodass das Unterfangen, die Nacht bei den Mädchen
zu verbringen, gescheitert ist.
Selbstbewusst und vorlaut wie die
Klasse jedoch ist, haben die am heftigsten pubertierenden Jungs und Mädchen jedoch
nicht versäumt, für eine potentielle nächste Klassenfahrt Wünsche nach
gemischtgeschlechtlichen Schlafzimmern zu äußern. Fraglich ist nur, ob Frau
Kracht und Herr Krüger überhaupt noch eine Klassenfahrt mit dieser Gruppe
machen möchten – nach diesen Querelen!?