Jedes Thema braucht
in der Schule seine Zeit, ist aber auch irgendwann zuende, auch das Mikroskopieren. Dennoch
gibt es abschließend noch ein paar Dinge, die theoretisch erledigt werden
müssen.
Aus diesem Grund teilt Herr Krüger nach einer entsprechenden Einführung Arbeitsblätter aus. Unruhe tritt ein - wie üblich. „Welches Datum ist heute?" fragt ein offensichtlich sorgfältig arbeitender Schüler aus dem Off, was Herr Krüger mit „Heute ist der 12.3.“ unmittelbar beantwortet. Sobald der letzte Zettel liegt, schreibt er zudem 12.3.2005 an die Tafel und will damit seine Schüler testen. Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten.
Aus diesem Grund teilt Herr Krüger nach einer entsprechenden Einführung Arbeitsblätter aus. Unruhe tritt ein - wie üblich. „Welches Datum ist heute?" fragt ein offensichtlich sorgfältig arbeitender Schüler aus dem Off, was Herr Krüger mit „Heute ist der 12.3.“ unmittelbar beantwortet. Sobald der letzte Zettel liegt, schreibt er zudem 12.3.2005 an die Tafel und will damit seine Schüler testen. Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten.
"Da fehlt eine
Eins, Herr Krüger!" ruft Marco spontan und laut in den Raum. Still nimmt Herr
Krüger ein Stück Kreide in die Hand – ja, im Biologieraum arbeitet man noch in
der Kreidezeit –und schreibt eine „1“ hinter das Datum, sodass jetzt 12.3.20051
an der Tafel steht. ‚Ob wohl jemand merkt, dass diese Angabe ein bisschen unpräzise
war‘, fragt sich Herr Krüger, nimmt aber lediglich einige still amüsierte
Gesichter wahr. Marco selbst bringt er nicht dazu, seine Formulierung zu überdenken.
Stattdessen fliegt ein zweites "Welches Datum ist heute?" aus einer anderen Ecke quer durch
den Raum ...
„Bitte lest die
einzelnen Aufgaben und bearbeitet sie schriftlich auf einem Blatt aus eurem
Block. „Ich hab keinen Block, Herr Krüger.“ „Ich auch nicht.“ „Ich auch nicht
...“ Wildes Blätterspenden führt dazu, dass ein Rascheln den Raum erfüllt. „Welcher
ist heute?“ Zum dritten Mal hat jemand nichts mitbekommen. Herr Krüger reagiert
nicht mehr, denn glücklicherweise übernimmt das jetzt ein Mitschüler: „Mann, hat er doch
schon längst gesagt. Außerdem steht’s an der Tafel.“ „Hä, wieso steht denn da
12.03.20051 ... Herr Krüger, das Datum ist falsch.“ Damit ist noch immer keine Stille eingekehrt, sondern sechs Schüler haben sich umgedreht - bereit das
Thema des zweifelhaften Tafelanschriebs ausführlich zu diskutieren. „Mann, raffst du’s nicht?
Herr Krüger hat das absichtlich gemacht ...“ „Hä, wieso sollte er denn ...“
„Alle-Kinder-schließen-jetzt-den-Mund-und-lesen“ greift Herr Krüger laut und entschlossen ein. Zwei
Mädchen diskutieren weiter – offenbar darüber, welche Farbe von den Stiften aus
der Federtasche die am besten geeignete ist, um damit zu schreiben. „A l l e ...“
wird Herr Krüger lauter. Tatsächlich, es wird stiller. Mmmm, endlich ... „Mann,
jetzt lass mich doch mal in Ruhe“, schimpft Marie, weil Marco immer noch nicht
mit dem Lesen begonnen hat. „Marco ...“ „Ich hab gar nichts gemacht ...“ „R U H E!“
Nach immerhin zwei
Minuten tatsächlicher Stille hört man die ersten Stifte Buchstaben aufs Papier
kritzeln, bis sich Jason meldet. Hilfsbereit geht Herr Krüger zu ihm. Schon als
er sich ein wenig zu ihm runterbeugt, nimmt Herr Krüger zwei, drei unmittelbar entstehende Murmelherde
wahr, was auch immer der Inhalt ist. Melina ist die nächste, die sich
meldet und um Hilfe bittet: „Was sollen wir hier denn machen?“ Sie zeigt auf
eine Tabelle. „Hast du schon mal die Aufgabe gelesen, die über der Tabelle steht?“
„Äh, nein, wieso ...?
Mit rollenden Augen
lässt Herr Krüger Melina zurück, ohne ihre Frage zu beantworten.
‚Jetzt lesen sie nicht einmal mehr! Ich glaube, mit
Stillarbeit ist heute nicht mehr zu rechnen‘, seufzt Herr Krüger und nimmt
wieder seinen Platz ein. Schade, dass die Schüler nicht merken, wie angenehm
Stille sein kann.
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