Es klingelt. Wieder einmal ist
eine Schulstunde zu Ende gegangen, in der viel Wissen angeboten und einiges
davon sogar transportiert wurde. Wieder einmal haben Schüler Aha-Effekte erlebt
oder auch durchgeschlafen und wieder einmal bietet sich eine Gelegenheit, Katz‘
und Maus zu spielen. Dabei ist diese Gelegenheit keine, die eine der beiden
Parteien gezielt ergreift, sondern eher eine, die sich aus den Spielregeln
ergibt.
Zahlreiche Schüler haben schon von
der verbotenen Frucht – der Zigarette – genascht und sind nahtlos in die Sucht
verfallen, sodass sie je nach Ausprägung ihrer Sucht auch im Schulalltag nach
der nächsten Ladung Suchtmittel geiern. So sucht sich also auch Maik eine
ruhige Ecke, macht sie zur rauchigen Ecke und ist damit in die Rolle der Maus geschlüpft,
die heimlich am verbotenen Käse nagt.
Zur etwa derselben Zeit macht hat
Herr Krüger seine Tasche im Lehrerzimmer deponiert, verlässt dieses aber auch
unmittelbar wieder, denn natürlich fehlt Maik noch ein Gegenspieler: die Katze.
Herr Krüger, der sich rein dienstlich das Katzenkostüm übergestreift hat, ist
im Spiel.
Er startet seine Patrouillengänge
wie gewohnt an der hinteren Wendeltreppe des Gebäudes, zumal sein Dienstherr
sein Revier im Erdgeschoss abgesteckt hat. Sein erster Gang führt ihn die
Wendeltreppe hinunter zum Hinterausgang, aber er hat Pech, keine Maus zu sehen.
Offenbar hat er seine Pause zu früh begonnen. Eigentlich hat er Glück, denn
diese hässlichen Rangeleien zwischen Katze und Maus haben irgendwie nie diesen
typischen Spielcharakter, bei dem man in der Regel ja auch Spaß hat.
Stattdessen gibt es ein ewiges Hin und Her, bis einer von beiden dann doch
gewinnt und der andere disqualifiziert wird. Na gut, doch ein Spiel.
Herr Krüger, der weder das Spiel noch
die Regeln jemals besonders interessant fand, setzt seinen Rundgang fort und
schreitet den Gang entlang. ‚Mal sehen, ob hinter dieser Tür ...‘ er erreicht eine
weitere Hintertür, die unmittelbar auf die Straße hinter der Schule führt und ahnt
bereits, dass er zwei Beutetiere hinter der Tür erwischen wird. Die kleinen
Mäuschen haben mittlerweile ihre Techniken entwickelt und so bemerkt Herr
Krüger einen mittelgroßen Stein, der in der Tür liegt, damit diese nicht
zufällt. Herr Krüger stößt die Tür auf und ... ja, Annemarie und Leila aus der
9.3 stehen vor der Tür und ziehen genüsslich an ihren Glimmstängeln, zumindest
bis eben. Wie das aber so ist, wenn Mäuse eine Katze sehen, sie ergreifen
unmittelbar die Flucht, lassen alles fallen und geben Fersengeld. So auch in
diesem Falle, sodass Herr Krüger sich die Namen der beiden merkt und seinen
Rundgang fortsetzt.
Weiter das Spielfeld
abschreitend, schlendert er mehr oder weniger zügig den Gang entlang, weiterhin
halbfreiwillig auf Beutezug. Bei der Kontrolle der nächsten Klassenräume hat er
Glück, sie sind alle verschlossen, wird aber bei der Mädchentoilette fündig,
die so klein ist, dass ihre Tür meistens offen steht und sich meist eine Traube
von Mädchen davor sammelt. Im Vergleich zu eben, bewegen sich diese Mäuse langsamer;
zu Recht, schließlich gibt es für solche Fälle die Redewendung von der Trägheit
der Masse. Und dass Mädchen immer zu mehreren die Toilette aufsuchen, ist ja
hinreichend bekannt. Herr Krüger wartet also geduldig, bis alle Mädchen gezwungenermaßen
auf dem Schulhof verschwunden sind und sieht sich im Foyer um, wo sich
tatsächlich ein paar weitere Mäuse versteckt haben – hinter den Säulen. ‚Wie
raffiniert‘ denkt Herr Krüger gelangweilt, hat die Betroffenen natürlich längst
erkannt und nennt sie beim Namen. Die beiden Jungs haben nun wirklich gespielt,
wenn auch nicht besonders originell.
Letzte Station auf dem Spielfeld
ist der Blick vor den Haupteingang. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass dies
eine offenbar sehr beliebte Ecke ist, in die sich die Mäuse verkriechen. Herr
Krüger visiert die Tür schon an, als ... rrrrrring ... es zum Pausenende
klingelt. Da Herr Krüger rüber in den Bio-Raum muss, entschließt er sich, auf
dem Absatz kehrt zu machen und keinen Blick mehr vor die Tür zu werfen. In
diesem Augenblick öffnet sich diese und Herr Krüger dreht sich um, um zu sehen,
wer da das Gebäude betrifft. Und siehe da ... zwei weitere Mäuse, die
garantiert ihrer Sucht gefrönt haben. Eigentlich könnte man sie auch als Ratten
bezeichnen, denn es sind keine Unbekannten. Nicht nur Herr Krüger, auf die
anderen Kolleginnen und Kollegen haben die beiden schon oft erwischt und nicht
selten gab es große Konflikte, weil diese beiden nicht nach den Regeln
spielten, auch nicht ihre Eltern.
Aus diesem Grund verlässt Herr Krüger
ohne ein weiteres, gebetsmühlenartig ermahnendes Gespräch das Spielfeld, Maik
hat er dieses Mal auch nicht erwischt, vielleicht ist er einem anderen Kollegen
zwischen die Klauen geraten. Herr Krüger jedenfalls zieht im Lehrerzimmer
erleichtert seinen Katzenpelz aus.
Aufsichten machen keinen Spaß!
Also bei uns sind unter den Lehrern auch einige Mäuse, die zumindest mit den älteren Schülern zusammen in den Pausen ihre Raucherecken eröffnen. Generell gibt es aber eher wenig Mäuse, weshalb die Katzenpatrouillen in der Regel nicht nötig sind ;)
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