Montag, 11. Mai 2015

UADS



Wer sich ein bisschen in der Schullandschaft auskennt, weiß, dass es Schüler gibt, denen ADS bzw. ADHS diagnostiziert wird. ADS ist eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung bzw. -hyperaktivitätsstörung. Nach der Beschreibung bei Wikipedia können diese Kinder ihre Impulsivität nicht steuern, können nicht abwarten und sind nur bedingt dazu in der Lage sich anzustrengen.
Herr Krüger hat sich zu Beginn seiner Lehrerkarriere damit beschäftigt, fragt sich allerdings in letzter Zeit, ob die Schülerinnen und Schüler darunter leiden oder es eigentlich ganz bequem finden, dass sie sich nicht konzentrieren können. Weil viele Schüler sich nicht auf den Unterricht konzentrieren, denen diese Diagnose nicht gestellt wurde, hat Herr Krüger weitergedacht und ist zu dem Schluss gekommen, dass es eigentlich UADS ist, was er da tattäglich erlebt, eine Unterrichtsaufmerksamkeitsdefizitstörung. Dieses stellt sich so dar, dass Schüler sich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Ob sie nicht können oder nicht wollen, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Es spielt aber auch keine Rolle, schließlich ist das Sitzenbleiben abgeschafft und irgendwie sind schon viele durchgehievt worden, insofern ...
Herr Krüger beobachtet, dass Schülerinnen und Schüler schon in der siebten Klasse nicht mehr dazu in der Lage sind, länger als zwei Minuten zuzuhören. Selbst nach einem Donnerwetter und einer deutlichen und lauten, manchmal beinahe brüllenden Ansage durch den Lehrer keimen binnen kürzester Zeit wieder erste Bemerkungen und Kommentare der Schule auf und das Getuschel und Gelaber geht von vorne los.
Die Schüler schreckt offenbar fast gar nichts mehr. Dies bestätigt sich auch Herrn Krüger, der aus gegebenem Anlass Natalias Mutter zum Elterngespräch bestellt hat. Da beide – Mutter und Tochter erscheinen – ergibt sich im Rahmen des Gesprächs ganz plötzlich aus dem Nichts ein Streit. „... du lässt mich ja gar nichts mehr machen“, warf Natalia dabei ihrer Mutter vor, die mit einer Antwort nicht lange auf sich warten ließ: „Du musst dich gar nicht wundern, du machst so viel Scheiße den ganzen Tage, dass du es nur verdient hast ...“
Herr Krüger würde sich am liebsten wegbeamen. Erstens, damit die beiden sich gegenseitig ankeifenden Hühner ihren Zickenterror untereinander austragen können, zweitens, weil er sich für das unreife Benehmen der Mutter fremdschämt und drittens, weil er einfach besseres zu tun hat, als sich so etwas anzuhören. Aber nein, Schule verschont Lehrer vor gar nichts, sie werden auch zu solchen Elterngesprächen verdonnert – was für eine Verschwendung. Herrn Krüger bestätigt es aber einmal mehr, dass Menschen vor immer weniger zurückschrecken, in diesem Falle betrifft es beide: Mutter und Tochter.
Aber zurück zu den verhaltensauffälligen Schülern, die nicht mehr still sitzen können. Schon die einfachsten Dinge vermögen es, die Aufmerksamkeit der Schüler auf sich zu ziehen. Dies gilt gleichermaßen für Hunde, die vor dem Fenster bellen, Regen, der vom Himmel kommt oder auch einfach nur eine Nebelkrähe, die vor dem Fenster auf dem Gras nach Futter sucht – alles ist interessanter als Unterricht und zieht die Aufmerksamkeit auf sich.
Also stellt sich die Frage, wie man die Aufmerksamkeit effektiver bündelt und aufs Unterrichtsgeschehen lenkt. Herr Krüger hat einige Ideen: Man könnte den Vögeln – wie im Computerspiel – kleine Schildchen mit Informationen, Fachbegriffen oder anderen portionierbaren Dingen, die zum Unterricht gehören, umhängen. Fliegt dann z. B. eine Amsel am Fenster vorbei und trägt ein Schild mit der Aufschrift „Ich bin ein Konsument der 1. Ordnung“, dann kann der Schüler zwar aus dem Fenster gucken, erhält von dort allerdings eine unterrichtsrelevante Information. Da man die Vögel aber nicht fernsteuern kann, ist diese Idee wohl nicht so realistisch. Oder aber ... Herr Krüger könnte seine kleinen fachbezogenen Botschaften über WhatsApp oder sms versenden. Die Schüler wären abgelenkt, weil ihr Handy sich meldet, der Kreis würde sich aber wieder schließen, weil die Message zum Unterricht gehört. Aber wann soll er die ganzen Nachrichten schreiben? Oder macht das ein Unterrichtsassistent? Leider gibt’s ja keinen. Hmm ...
Schwierig! Was könnte man sonst noch machen, um Ablenkung, Impulsivität und Unterricht miteinander zu verbinden ...?

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