Wer
sich ein bisschen in der Schullandschaft auskennt, weiß, dass es Schüler gibt,
denen ADS bzw. ADHS diagnostiziert wird. ADS ist eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung
bzw. -hyperaktivitätsstörung. Nach der Beschreibung bei Wikipedia können diese
Kinder ihre Impulsivität nicht steuern, können nicht abwarten und sind nur
bedingt dazu in der Lage sich anzustrengen.
Herr
Krüger hat sich zu Beginn seiner Lehrerkarriere damit beschäftigt, fragt sich
allerdings in letzter Zeit, ob die Schülerinnen und Schüler darunter leiden
oder es eigentlich ganz bequem finden, dass sie sich nicht konzentrieren
können. Weil viele Schüler sich nicht auf den Unterricht konzentrieren, denen
diese Diagnose nicht gestellt wurde, hat Herr Krüger weitergedacht und ist zu dem
Schluss gekommen, dass es eigentlich UADS ist, was er da tattäglich erlebt, eine
Unterrichtsaufmerksamkeitsdefizitstörung. Dieses stellt sich so dar, dass
Schüler sich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Ob sie nicht können
oder nicht wollen, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Es spielt aber auch
keine Rolle, schließlich ist das Sitzenbleiben abgeschafft und irgendwie sind
schon viele durchgehievt worden, insofern ...
Herr
Krüger beobachtet, dass Schülerinnen und Schüler schon in der siebten Klasse
nicht mehr dazu in der Lage sind, länger als zwei Minuten zuzuhören. Selbst
nach einem Donnerwetter und einer deutlichen und lauten, manchmal beinahe
brüllenden Ansage durch den Lehrer keimen binnen kürzester Zeit wieder erste
Bemerkungen und Kommentare der Schule auf und das Getuschel und Gelaber geht
von vorne los.
Die
Schüler schreckt offenbar fast gar nichts mehr. Dies bestätigt sich auch Herrn
Krüger, der aus gegebenem Anlass Natalias Mutter zum Elterngespräch bestellt
hat. Da beide – Mutter und Tochter erscheinen – ergibt sich im Rahmen des
Gesprächs ganz plötzlich aus dem Nichts ein Streit. „... du lässt mich ja gar
nichts mehr machen“, warf Natalia dabei ihrer Mutter vor, die mit einer Antwort
nicht lange auf sich warten ließ: „Du musst dich gar nicht wundern, du machst
so viel Scheiße den ganzen Tage, dass du es nur verdient hast ...“
Herr
Krüger würde sich am liebsten wegbeamen. Erstens, damit die beiden sich
gegenseitig ankeifenden Hühner ihren Zickenterror untereinander austragen
können, zweitens, weil er sich für das unreife Benehmen der Mutter fremdschämt
und drittens, weil er einfach besseres zu tun hat, als sich so etwas anzuhören.
Aber nein, Schule verschont Lehrer vor gar nichts, sie werden auch zu solchen
Elterngesprächen verdonnert – was für eine Verschwendung. Herrn Krüger bestätigt
es aber einmal mehr, dass Menschen vor immer weniger zurückschrecken, in diesem
Falle betrifft es beide: Mutter und
Tochter.
Aber zurück zu
den verhaltensauffälligen Schülern, die nicht mehr still sitzen können. Schon
die einfachsten Dinge vermögen es, die Aufmerksamkeit der Schüler auf sich zu
ziehen. Dies gilt gleichermaßen für Hunde, die vor dem Fenster bellen, Regen,
der vom Himmel kommt oder auch einfach nur eine Nebelkrähe, die vor dem Fenster
auf dem Gras nach Futter sucht – alles ist interessanter als Unterricht und
zieht die Aufmerksamkeit auf sich.
Also stellt sich
die Frage, wie man die Aufmerksamkeit effektiver bündelt und aufs
Unterrichtsgeschehen lenkt. Herr Krüger hat einige Ideen: Man könnte den Vögeln
– wie im Computerspiel – kleine Schildchen mit Informationen, Fachbegriffen
oder anderen portionierbaren Dingen, die zum Unterricht gehören, umhängen.
Fliegt dann z. B. eine Amsel am Fenster vorbei und trägt ein Schild mit
der Aufschrift „Ich bin ein Konsument der 1. Ordnung“, dann kann der Schüler
zwar aus dem Fenster gucken, erhält von dort allerdings eine
unterrichtsrelevante Information. Da man die Vögel aber nicht fernsteuern kann,
ist diese Idee wohl nicht so realistisch. Oder aber ... Herr Krüger könnte
seine kleinen fachbezogenen Botschaften über WhatsApp oder sms versenden. Die
Schüler wären abgelenkt, weil ihr Handy sich meldet, der Kreis würde sich aber
wieder schließen, weil die Message zum Unterricht gehört. Aber wann soll er die
ganzen Nachrichten schreiben? Oder macht das ein Unterrichtsassistent? Leider
gibt’s ja keinen. Hmm ...
Schwierig! Was
könnte man sonst noch machen, um Ablenkung, Impulsivität und Unterricht
miteinander zu verbinden ...?
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