Montag, 18. Februar 2013

Krachfabrik Schule

Warum ist es in der Schule eigentlich immer laut? Im Normalfall ist zur Erklärung zunächst eine Differenzierung vorzunehmen und die Grundschule von der Oberschule zu unterscheiden.
An der Grundschule ist oft ein ohrenbetäubender Lärm, der dem unerfahrenen Gemüt der Kinder geschuldet ist. So macht es an dieser Stelle jedoch auch regelrecht Spaß, dem unschuldigen Treiben der Kinder in den Pausen zuzusehen. Hier überwiegt der Spieltrieb, so dass die Aufsicht führenden Lehrer nicht sonderlich häufig eingreifen müssen.
Nun könnte man meinen, dass die Lehrer an der Grundschule - wenn die Schüler doch ständig in Bewegung sind - ebenfalls schneller in all' ihren Bewegungen sind, um sich dem Tempo der Kinder anzupassen. Glücklicherweise haben diese aber ja kürzere Beine, sodass sich das wieder ausgleicht.
Die Kinder laufen und laufen und powern sich in den Pausen aus, damit sie in den darauffolgenden Stunden wieder ruhig auf ihren Stühlen sitzen können. Dadurch haben die Schüler an der Grundschule aus Sicht des Lehrers einen großen Vorteil: Wenn man ihnen im Unterricht eine spannende Geschichte erzählt, können sie mucksmäuschenstill sein. 

Anders verhält es sich häufig an Oberschulen. Macht man hier eine Ansage in der Klasse, so ist es oft nicht möglich, auch nur einen Satz zu auszusprechen. Sobald das Schlüsselwort des Satzes gefallen ist, neigt der Durchschnittsoberschüler dazu, seinen inneren Assoziationen allen nur erdenklichen Raum zu geben und dieses allen, die es nicht wissen wollen, mitzuteilen. Dies äußert sich in deutlich hörbarer Lautstärke in den facettenreichsten Äußerungen, ob ein Kommentar, ein Protest, eine übereilige Nachfrage, ein lautes Lachen oder undefinierbare Äußerungen der Entrüstung.

Grundsätzlich wird sich jedoch geäußert, ob es angemessen ist oder nicht. Nehmen wir uns ein Beispiel: Eine Stunde verschiebt sich, weil eine Kollegin erkrankt ist und nur zwei Stunden getauscht bzw. verlegt werden. Herr Krüger teilt mit: "Morgen habt ihr statt der geplanten sechs Stunden sieben ..." - Rein theoretisch hätten diesem ersten Satz des Lehrers noch weitere zur Erklärung folgen sollen, doch statt weiterzureden, schnappt Herr Krüger nach Luft ... Eine Fülle von Bemerkungen durchkreuzt den Raum und füllt ihn schlagartig mit Schallwellen, dass ein Physiklehrer seine wahre Freude daran haben könnte. Theoretisch eine perfekte Situation zur Messung im Dezibelbereich. Aber zurück zu Herrn Krüger; der wartet und wartet ...
Natürlich gibt es auch stille, ruhige Schüler, die es gelernt haben, zuzuhören. Dennoch ist eine weitere Gruppierung der Jugendlichen nicht zu vergessen: die Schüler aus der 'zweiten Reihe'. Diese zählen zu der Sorte, die beim ersten Satz des Lehrers noch abwarten, sich dann aber nicht mehr halten können, wenn die ersten Bemerkungen und entrüsteten Zwischenrufe ihrer Mitschüler durch den Raum schwirren. Spätestens dann geht es nicht mehr anders, die Schüler der 'zweiten Reihe' müssen jetzt das kommentieren, was Nachbar oder Nachbarin gerade 'rausgehauen' haben.

Damit vergeht wertvolle Lernzeit, weil schon allein die Ansage, dass der Schultag morgen eine Stunde länger ist (dies wäre jetzt der Zeitpunkt, zu der Lehrer eine Zwangspause einlegen müssen), etwa 10 Mintuen einnimmt. Dieser Punkt hätte weitaus schneller abgehandelt werden können, hätte die Klasse erst einmal weiter zugehört und erfahren, dass die zusätzliche Stunde an anderer Stelle dafür ausfällt. 

Was bleibt? Ein Haufen verlorener Zeit, ein genervter Herr Krüger und ein Haufen sich selbst hochpushender Schülerinnen und Schüler, die nicht abwarten können. In einem solchen Moment stellt sich dann die Frage, was eigentlich das Ziel in solchen Situationen ist!? Eigentlich war nur die bloße Mitteilung geplant, de facto stellt es sich dar, als sei die Aufgabe gewesen, dass "die Schülerinnen und Schüler lernen, Aussagen kritisch zu überprüfen und nicht unbeanstandet hinzunehmen ..." Zudem soll es ja regelmäßig Schüler geben, die mit Kopfschmerzen nach Hause kommen, ob der Tatsache, dass es in der Klasse immer so laut sei - ein Paradoxon?

1 Kommentar:

  1. Es ist echt gut, dass du für diese Thematik durch deinen Blog sensibilisierst ... Was da im Schulalltag abläuft ist schon unglaublich!! :-o
    Naja ... sie müssen! halt alles kommentieren. Wie ich hier gerade den Drang dazu hatte :-).

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