Immer wieder habe ich mir überlegt, ob man sie nicht auch
einmal veröffentlichen müsste, die Entschuldigungen, denn auch hier haben sich
die Zeiten geändert und die Bandbreite möglicher Formen und Inhalte ist um ein
Beträchtliches gewachsen.
Grundsätzlich muss dabei zwischen den verbalen Kreationen der Jugendlichen und den schriftlichen Entschuldigungen unterschieden werden.
Dass die mündlichen Entschuldigungen von den Jugendlichen
selbst kommen – falls überhaupt – liegt auf der Hand. Über die Ursachen, warum
von einigen gar nichts kommt, wenn sie nach dem Stundenklingeln den Klassenraum
betreten, regt zu Mutmaßungen an: Ob der Schüler – sollte er verschlafen haben
– noch immer in der Aufwachphase ist? Ob es an der Einstellung des Schülers
liegt, dass er ja jetzt da sei und was es da noch zu sagen gäbe? Ob er so
höflich ist, dass er nicht den begonnenen Unterricht stören möchte und sich
deshalb wortlos an seinen Platz setzt? Man weiß es nicht.
Was den Inhalt betrifft, so gibt es die Basics „Ich habe
verschlafen“, „Mein Bus ist ausgefallen“, „Meine Mutter hat mich zu spät
geweckt“ usw. Ein bisschen ausgefallener wird es bei den komplizierteren
Erklärungen: „Ich war schon pünktlich losgegangen, als mir einfiel, dass ich
mein Plakat, das ich für das Referat brauche, weil ich es ja letzte Woche schon
vergessen habe, noch zu Hause liegt. Und jetzt musste ich mich halt
entscheiden, ob ich es noch hole und dadurch zu spät komme oder ob ich ohne
Plakat losgehe, was mir dann aber bei meinem Referat fehlen würde, was hätten
SIE denn gemacht?“ – Spätestens bei einer solchen Erklärung, ist für die
eigentliche Unterrichtsstunde ein ‚Reset‘ nötig.
Anders liegt die Sache bei schriftlichen Entschuldigungen. Diese haben unterschiedlichen Ursprung: Entweder kommen sie von den Eltern, von einem Arzt, einer Einrichtung oder einem Veranstalter, aber auch die Polizei betiligt sich mittlerweile tatkräftig an den Bittstellungen, die Schüler vom Unterricht freizustellen. Um die Eltern nicht zu überlasten, sind einige Schüler dazu übergegangen, den Text selbst zu verfassen und das fertige Werk dann nur noch zur Unterschrift vorzulegen.
Verblüffend ist immer wieder das Format, in dem man schriftliche Entschuldigungen erhält. Hier reicht die Bandbreite vom perfekt mit Briefkopf ausgedruckten Schriftstück über die zerknitterte Blockseite bis hin zu abgerissenen Notizklotzzetteln – mit und ohne Fransen. Die Bescheinigungen der Ärzte sind mittlerweile zum Teil so klein geworden, dass sie vom verbamteten Lehrer, der sich ja dem Klischee zufolge vorrangig dem Lochen und Abheften widmet, kaum noch bearbeitet werden können.
So sammelt der verwaltende Klassenlehrer emsig wie eine
Biene die verschiedenen Entschuldigungsformate und Inhalte – von denen man
manchmal glaubt, dass sie aus 1001 Nacht stammen – und blicken am Ende eines
Schulhalbjahres auf ein buntes Potpourri wilder Formate. Die Gründe der
Entschuldigungen, die man so liest sind oft abenteuerlich, die Krönung dessen,
was ich jedoch jemals gelesen habe war die Begründung, dass das Kind einen Tag
gefehlt hat, weil sein Fahrrad einen Platten hatte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen