Donnerstag, 2. April 2015

Und wenn Ferien sind?

Was passiert eigentlich schulmäßig in den Ferien? Diese Frage kann man aus unterschiedlicher Perspektive beantworten. Herr Krüger hat eigentlich immer erstmal ein paar Tage damit zu tun, das Liegengebliebene abzuarbeiten, die schneller als Bambus wachsende Ablage wegzusortieren und noch ein paar vor Ferienbeginn geschriebene Arbeiten zu korrigieren. Damit gehört er – wie viele Kolleginnen und Kollegen – definitiv nicht zu der Spezies, die mit Ferienbeginn alles fallen lässt und sich das nächste Mal mit Schule beschäftigt, wenn diese an einem Montagmorgen wieder beginnt. Manche Lehrer – und auch zu diesen gehört Herr Krüger – schreiben Schulgeschichten und stellen sie in ihren Blog mit dem Ziel, anderen Lehrern aus der Seele zu sprechen, den einen oder anderen Elternteil zustimmend nicken zu lassen oder auch einen themenbezogenen Kommentar zu erhalten ...

Aber was machen derweil die Schüler, die die Lehrer so unerbittlich auf Trab halten? Viele langweilen sich. Eigentlich fragt Herr Krüger oft nach den Ferien, wer was gemacht hat und wo sie verreist waren. Das Ergebnis lautete nicht selten: „Wir waren zu Hause und ich war einmal bei Oma in Charlottenburg.“ „Und?“ hatte Herr Krüger immer wieder gefragt „Habt ihr was Tolles gemacht?“ Oft hörte Herr Krüger dann nur etwas von Langeweile, nichts los oder so.

Damit ist klar: Die Schule ist eigentlich eine Begegnungsstätte oder wird zumindest von vielen Schülern so empfunden. Es ist die Parallelwelt zu ihrer eigentlichen, der virtuellen Welt. Würde man eine Statistik schreiben, wäre es spannend, die virtuellen Zeiten den realen gegenüberzustellen. Herr Krüger weiß nicht besonders viel über die virtuellen Schülerwelten. Natürlich fallen immer wieder Begriffe wie ‚facebook‘, ‚Instagram‘ usw.; aber wer was wann und wie oft macht, entzieht sich definitiv seiner Kenntnis.

Gibt es dort auch virtuelle Klassenräume oder eine virtuelle Schule? Oder gibt es immer nur die Räume, in denen sich Schüler belangloses Zeug schreiben, sich gegenseitig Sprüche an den Kopf werfen oder Halbwahrheiten verbreiten? Irgendwann hat Herr Krüger auch was gehört, was wohl mehr in die Spielkategorie gehört, vielleicht ja aber auch vernetzt gespielt werden kann. Ganze Farmen sollen virtuell bewirtschaftet werden können. Warum also sollten Schüler nicht in den Ferien – wenn die Eltern ihnen kein Rundum-Sorglos-Paket in einer Hotelanlage gehobenen Niveaus kredenzen – komplett in ihrer virtuellen Welt eintauchen? Das wäre dann also Urlaub von der realen Welt. Und, fragt sich Herr Krüger weiter, was zählt eigentlich mehr? Die reale oder die virtuelle Welt? Wenn die virtuelle Welt nicht so zählen würde, könnten die Kids dort alles machen, was sie wollen:

Häuser bauen ohne Geld, Autofahren ohne Führerschein, Rumpöbeln ohne anschließende Dresche, Schule ohne Lernen, Beziehungen ohne Verbindlichkeit, Worte ohne anstrengende Nuancen der Körpersprache ... praktisch, diese virtuelle Welt. Oder doch nicht?

Vielleicht ist es ja aber auch ganz anders in dieser virtuellen Welt, in die die Schüler tagtäglich scheinbar länger über ihr Handydisplay eintauchen als in die Augen ihrer Mitmenschen!? Herr Krüger weiß es nicht, ist aber ja auch kein Teenager mehr, der dieses Doppelleben führen muss. Muss? Eigentlich schon, denn sonst besteht ja immer die Gefahr, dass man nicht ausreichend ‚dazugehört‘. Aber nach den diesjährigen Osterferien muss Herr Krüger mal glatt fragen, wie es konkret so in der virtuellen Parallelwelt läuft und wie man so ein offenes Doppelleben führt ...!?

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