Was
passiert eigentlich schulmäßig in den Ferien? Diese Frage kann man aus
unterschiedlicher Perspektive beantworten. Herr Krüger hat eigentlich immer
erstmal ein paar Tage damit zu tun, das Liegengebliebene abzuarbeiten, die schneller
als Bambus wachsende Ablage wegzusortieren und noch ein paar vor Ferienbeginn
geschriebene Arbeiten zu korrigieren. Damit gehört er – wie viele Kolleginnen
und Kollegen – definitiv nicht zu der Spezies, die mit Ferienbeginn alles
fallen lässt und sich das nächste Mal mit Schule beschäftigt, wenn diese an
einem Montagmorgen wieder beginnt. Manche Lehrer – und auch zu diesen gehört
Herr Krüger – schreiben Schulgeschichten und stellen sie in ihren Blog mit dem
Ziel, anderen Lehrern aus der Seele zu sprechen, den einen oder anderen
Elternteil zustimmend nicken zu lassen oder auch einen themenbezogenen Kommentar
zu erhalten ...
Aber was
machen derweil die Schüler, die die Lehrer so unerbittlich auf Trab halten?
Viele langweilen sich. Eigentlich fragt Herr Krüger oft nach den Ferien, wer
was gemacht hat und wo sie verreist waren. Das Ergebnis lautete nicht selten:
„Wir waren zu Hause und ich war einmal bei Oma in Charlottenburg.“ „Und?“ hatte
Herr Krüger immer wieder gefragt „Habt ihr was Tolles gemacht?“ Oft hörte Herr
Krüger dann nur etwas von Langeweile, nichts los oder so.
Damit ist
klar: Die Schule ist eigentlich eine Begegnungsstätte oder wird zumindest von
vielen Schülern so empfunden. Es ist die Parallelwelt zu ihrer eigentlichen,
der virtuellen Welt. Würde man eine Statistik schreiben, wäre es spannend, die
virtuellen Zeiten den realen gegenüberzustellen. Herr Krüger weiß nicht
besonders viel über die virtuellen Schülerwelten. Natürlich fallen immer wieder
Begriffe wie ‚facebook‘, ‚Instagram‘ usw.; aber wer was wann und wie oft macht,
entzieht sich definitiv seiner Kenntnis.
Gibt es
dort auch virtuelle Klassenräume oder eine virtuelle Schule? Oder gibt es immer
nur die Räume, in denen sich Schüler belangloses Zeug schreiben, sich
gegenseitig Sprüche an den Kopf werfen oder Halbwahrheiten verbreiten?
Irgendwann hat Herr Krüger auch was gehört, was wohl mehr in die Spielkategorie
gehört, vielleicht ja aber auch vernetzt gespielt werden kann. Ganze Farmen
sollen virtuell bewirtschaftet werden können. Warum also sollten Schüler nicht
in den Ferien – wenn die Eltern ihnen kein Rundum-Sorglos-Paket in einer
Hotelanlage gehobenen Niveaus kredenzen – komplett in ihrer virtuellen Welt
eintauchen? Das wäre dann also Urlaub von der realen Welt. Und, fragt sich Herr
Krüger weiter, was zählt eigentlich mehr? Die reale oder die virtuelle Welt? Wenn
die virtuelle Welt nicht so zählen würde, könnten die Kids dort alles machen,
was sie wollen:
Häuser
bauen ohne Geld, Autofahren ohne Führerschein, Rumpöbeln ohne anschließende Dresche,
Schule ohne Lernen, Beziehungen ohne Verbindlichkeit, Worte ohne anstrengende Nuancen
der Körpersprache ... praktisch, diese virtuelle Welt. Oder doch nicht?
Vielleicht
ist es ja aber auch ganz anders in dieser virtuellen Welt, in die die Schüler
tagtäglich scheinbar länger über ihr Handydisplay eintauchen als in die Augen ihrer
Mitmenschen!? Herr Krüger weiß es nicht, ist aber ja auch kein Teenager mehr,
der dieses Doppelleben führen muss. Muss? Eigentlich schon, denn sonst besteht
ja immer die Gefahr, dass man nicht ausreichend ‚dazugehört‘. Aber nach den
diesjährigen Osterferien muss Herr Krüger mal glatt fragen, wie es konkret so
in der virtuellen Parallelwelt läuft und wie man so ein offenes Doppelleben
führt ...!?
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