Donnerstag, 22. Januar 2015

Arbeitsmarkt Schule



Im Laufe seiner Dienstjahre und Schulwechsel hat Herr Krüger viel erlebt, natürlich auch mit Telefonen - Mobiltelefonen. Damals musste er deshalb noch kein gesondertes Seminar besuchen oder eine Fortbildung belegen, heutzutage denkt man darüber nach, die Lehrerbildung um diesen Zweig zu erweitern.

Natürlich hat - nein musste - sich Herr Krüger auch mit dieser Problematik auseinandersetzen. Erste Fälle des Missbrauchs von Mobiltelefonen wurden bekannt, dann ging es rasant weiter und die Zahl der Vorkommnisse schnellte exponentiell in die Höhe.

Verrückte Dinger, diese Mobiltelefone, neudeutsch: Handys. Was die nicht alles schon ausgelöst und für Zeit gekostet haben in der Schullandschaft. Und dennoch scheint es immer noch ein Stückchen weiter zu gehen, noch ein Quäntchen schlimmer werden zu können. Der Indikator dafür? Jugendliche natürlich, wobei ... eigentlich merkt man es auch schon an den Kindern, denn das Handyeintrittsalter sinkt und sinkt – kongruent zur sozialen Kompetenz, wenn man diese mal als Fähigkeit definiert, sich von Angesicht zu Angesicht über einen gewissen Zeitraum zu unterhalten, ohne ein Handy dabei zu benutzen.

Dass immer mehr Schulen vor der Handyflut resignieren, hat auch Herr Krüger erlebt. Dies ist gut nachvollziehbar, könnte doch eine Schule mit ca. 1000 Schülern problemlos fünf Lehrer dafür einstellen, Handys einzusammeln, zu etikettieren, zu sortieren, Elterngespräche zu führen und die eingezogenen Telefone den Eltern wieder auszuhändigen. Dafür bräuchte man dann, so rechnet Herr Krüger durch, noch einen Mobiltelefonelternausgaberaum, ein Archivierungssystem und vielleicht auch direkt noch eine Rechtsberatung nebenan für alle Eltern, die sich gerne darüber informieren möchten, ob die Schule das eigentlich darf. In der Rechtsberatung lägen selbstverständlich direkt Anzeigeformulare bereit, ein einzustellender Polizist könnte Anzeigen aufnehmen, das halbe Kollegium hätte 3-5 schwebende Verfahren am Hals, weil die Eltern es nicht akzeptieren können und auch nicht wollen, dass ein Lehrer es gewagt hat, das Eigentum des Kindes einzuziehen.

Eltern wollen, dass ihr Kind Recht bekommt, sie wollen, dass ihr Kind jederzeit uneingeschränkt auf sein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk zugreifen kann. Sie wollen ihr Kind immer erreichen, jederzeit, also wirklich immer – auch im Unterricht, obwohl ... ja, doch, auch im Unterricht. Es kann doch nicht so störend sein, wenn ein Schüler maaaal auf sein Handy guckt. Mama wollte doch nur schnell fragen, was Prinzessin Nadin (seit man Namen offenbar in Lautschrift schreiben darf, schreibt man auch Nadin ohne ‚e‘ am Ende) zum Mittagessen möchte.

Ja, also Arbeit gäbe es genug, wenn man Mobiltelefone an Schulen verböte, wird Herrn Krüger klar. Aber wer bezahlt die hierfür zu schaffenden Arbeitskräfte? Die entsprechende Schulbehörde? Niemals. Wovon denn?



Allerdings könnte man einen anderen Topf anzapfen. Da Erwachsene keine Straßenschilder lesen können und deshalb falsch parken, wurde der Ordnungsdienst ins Leben gerufen. Warum eigentlich nicht auch einen Ordnungsdienst in der Schule - quasi als gesondert arbeitende Abteilung des offiziellen Ordnungsdienstes. Die könnten dann den Mobiltelefonelternausgaberaum besetzen, könnten Öffnungszeiten anbieten und nebenher vielleicht auch noch ein paar Experten einstellen, die die unzähligen, hoffnungslos zerstörten Displays der Smartphones reparieren, während die Eltern sich zum Abholen der Telefone aufmachen.

Eine gesondert geschulte Telefonistin könnte eingestellt werden, die Termine vereinbart bzw. Auskunft darüber gibt, ob ein Telefon bereits fertig ist (also komplett gewartet und überholt wurde) oder ab wann es bereitläge. Oder aber – man entwickelt eine Computersoftware, die die Telefonanlage bedient: „Guten Tag. Sie sind mit der Mobiltelefonelternausgabestelle verbunden. Ich helfe Ihnen dabei, möglichst schnell zum Mobiltelefon Ihres Kindes zu kommen. Benutzt ihr Kind ein Smartphone, drücken Sie die 1. Für alle anderen Telefone drücken Sie die 2 ...“



Und vor der Schule könnte man eine Kurzparkzone einrichten. Die dortige Parkdauer ist für eine viertel Stunde kostenlos, danach zahlt man die regulären Parkraumbewirtschaftungsgebühren. Wenn also Eltern bei der Gelegenheit noch eine Schimpftirade auf den Lehrer loslassen möchten, der es gewagt hat, das Telefon einzuziehen, müssten sie also auch ein Parkticket ziehen. Auch hier könnte der Ordnungsdienst wieder tätig werden und den Gebührenverweigerern ein Ticket unter das Wischblatt klemmen ...



Tolle Ideen, denkt sich Herr Krüger. Ich sollte vielleicht mal darüber nachdenken, das dem Arbeitsamt vorzutragen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen