Montag, 25. November 2013

Spielball

Herr Krüger ist ja nun wirklich ein leidgeprüfter Mann. Als Klassenlehrer zählt er sich auch nach drei Jahren Erfahrung mit seiner Klasse immer noch nicht zu den Bauern, die nach dieser langen Zeit der Bemühungen, Strapazen und Unzulänglichkeiten dann letztlich doch irgendwann einmal Früchte ernten können - leider. 

Er hat gekämpft, sich um Transparenz, Fairness und Entgegenkommen bemüht, aber nein. Gnadenlos sträuben sich die Schülerinnen und Schüler gegen jedwede seiner Bemühungen. Eigentlich ist es noch mehr. Nicht nur, dass die Schüler sich nicht an seine Anordnungen halten, immer häufiger und immer mehr Schülerinnen und Schüler erklären ihm, wie er es richtig macht, welche Optionen er noch hat. Sie verbessern ihn, weisen auf jeden seiner Fehler hin, sei es pädagogischer Art, wenn er doch problemlos die Schüler hätte nach Hause gehen lassen können, oder auch in Sachen Orthografie oder Interpunktion. Er wird hin- und hergeschubst wie ein Spielball, das Blaue wird vom Himmel runtergelogen, Hauptsache, die Kids bekommen ihren Willen, ihr Handy oder ihre Freizeit.

Mittlerweile ist es so weit, dass Nadine, die definitiv in der obersten Liga der Nachwuchsdiven ("Diven" ist übrigens die Mehrzahl von "Diva", dem italienischen Wort für "Göttin") rumzickt, Herrn Krüger nicht nur mit hasserfüllten Blicken straft, sondern ihm auch noch vorwurfsvoll eine Szene macht, wie er es wagen könne, eine angekündigte Klassenarbeit zu schreiben, während die Schülerinnen und Schüler der Parallelklassen wegen eines kurzfristigen Termins bereits früher Schulschluss haben. Geschieht solch eine Situation, ist die Stunde für Diva Nadine eigentlich gelaufen. Sie macht fortan ihre eigenen Regeln, setzt sich selbstständig um, sucht sich selbstständig ihre Aufgaben - ungeachtet der Anordnungen von Herrn Krüger.

Als die Stunde endlich vorbei ist und die Strafe, etwas lernen zu dürfen, vorbei ist, bleibt das Bild einer mittleren Verwüstung zurück. Für Sauberkeit fühlt sich sowieso kein Schüler zuständig, die benutzten Stühle bleiben da stehen, wo man aufgestanden oder auch mal ein Stuhl umgefallen ist und Arbeitsblätter ... wer braucht schon Arbeitsblätter. Also: runter damit auf den Fußboden, irgendein Depp wird sie schon aufheben ...

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